Im Teenageralter erkrankte ich selbst rund 10 Jahre lang an einem gestörten Essverhalten: Magersucht und Esssucht. Ein schleichender Prozess, mit unzähligen Diäten, einer verzerrten Körperwahrnehmung und tiefen Abgründen liegen hinter mir. Durch meine persönlichen Erfahrungen kann ich mich sehr gut in die Erkrankten einfühlen. Oft braucht es nur wenige Worte und ich weiß, was gesagt werden möchte und doch so schwer fällt. Mit viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Zuversicht begleite ich jeden Einzelnen individuell und ganz persönlich.
Magersucht in Kürze: z. B. ein Gewichtsverlust von 12 kg bei ursprünglichen 60 kg und einer Größe von 1,70 m innerhalb 3 - 4 Monaten. Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch streng kontrollierte eingeschränkte Nahrungsaufnahme, sowie übertriebene körperliche Aktivität. Man hat extrem Angst davor, zuzunehmen. Jeder Gedanke dreht sich nur noch ums Essen und um den Körper. Total verzerrte Körperwahrnehumg. Das heißt: der eigene Körper wird immer als zu dick wahrgenommen, auch wenn bereits deutliches Untergewicht besteht. Absoluter Perfektionismus und Hyperaktivität, sowie fehlende Krankheitseinsicht kommen hinzu. Körperlich frieren die Betroffenen rasch, sind ständig müde, haben Verstopfung. Brüchige Haare, trockene Haut, Menstruation bleibt aus. Seelische Folgen sind, dass sich die Erkrankten zwanghaft mit anderen Menschen vergleichen, Selbsthass pflegen, Angst vor eigenen Bedürfnissen haben, sich sozial zurück ziehen und depressive Verstimmungen bis hin zu einer Depression entwickeln können.
Ess-Brech-Sucht in Kürze: vom äußeren Erscheinungsbild sind die Betroffenen scheinbar normal, meist schlank. Man erkennt kaum, dass sie Probleme mit dem Essen haben und Hilfe benötigen. Das Essverhalten ist in der Öffentlichkeit kontrolliert und geprägt von Light- und fettarmen Produkten, die "offiziell" gegessen werden dürfen. Heimlich, wenn keiner "es" sieht, haben sie mindestens zwei Essattacken pro Woche. Dabei werden große Mengen an Lebensmitteln verschlungen, die leicht verzehrbar und kalorienreich sind. Währenddessen herrscht absoluter Kontrollverlust über das Essverhalten. Danach folgen meist selbst induziertes Erbrechen und / oder Abführmittelmissbrauch, um die Kalorien schnellstmöglich wieder los zu werden. Auch sie beschäftigen sich gedanklich permanent mit ihrem Gewicht und ihrer Figur. Körperliche Folgeschäden können sein: Herzrhythmusstörungen, Elektrolytentgleisungen, Kreislaufprobleme, Nierenschäden, Haarausfall, Konzentrationsstörungen. Diese Essstörung ist extrem mit Scham und Selbstekel besetzt.
Esssucht in Kürze: wiederkehrende Episoden von Heißhungeranfällen, die als zwanghaft und hemmungslos erlebt werden. Auch hier verschlingen Betroffene eine enorm große Nahrungsmenge in kurzer Zeit. Gegessen wird bis zu einem belastenden Völlegefühl. Danach wird aber nicht erbrochen oder sonstige Maßnahmen herbei geführt. Die Nahrung bleibt im Körper. Es herrschen dann Gedanken von Ekel, Scham und Schuld. Körperliche Folgeschäden sind zwangsläufig bei starkem Übergewicht: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkleiden, Wirbelsäulenschäden, Diabetes mellitus. Seelische Schäden können sein: Resignation, Flucht in Tagträume, Antriebslosigkeit, Depressionen, Hass auf den eigenen Körper, Probleme eigene Grenzen zu spüren, herunterschlucken von Gefühlen.