Wissenswerte Beiträge zur Ernährung
Die aid-Ernährungspyramide - für (fast) alle Menschen geeignet - leicht in der Anwendung - zur Prävention und bei Erkrankungen
Ernährung - 1. Säule
Portionsgrößen werden in / an der eigenen Hand gemessen. Umständliches Abwiegen fällt weg. Wer eine Orientierung für die Mengen mag, dem gebe ich bei den jeweiligen Lebensmittelgruppen Grammangaben mit. Dadurch bekommt man (wieder) ein gutes Verhältnis zu den Essensmengen, die für unseren heutigen Lebensstil in den allermeisten Situationen ausreichen.
Wir essen oft nicht so "ungesund", wie uns in der Werbung oder in der Gesellschaft vermittelt wird. Es sind häufig die Mengen / Portionsgrößen, die uns aufgetischt werden oder die wir uns selbst zubereiten. Es scheint, als ob wir das Maß verloren hätten. Zu viel - zu wenig - was denn jetzt?
Die Pyramide ist nach dem Ampel-System aufgebaut: Grüne Ebene hat Vorfahrt. Gelbe Ebene bedeutet mäßig, regelmäßig. Rote Ebene steht für bremsen, sparsam genießen. Das heißt, alles ist erlaubt, es muss auf nichts verzichtet werden. Denn nur so, kann meinen Erfahrungen nach, eine dauerhafte Ernährungsumstellung gelingen.
Letztendlich soll die Ernährung optimal in den Alltag integriert sein. Es darf Freude machen sich gut und bestens zu versorgen mit allem, was dazu gehört!
Portionsgrößen einfach erklärt - nimm deine Hand dazu
Vergleiche gerne deine Hand mit der deines Kindes oder Partners. Was fällt dir auf? Kleinere Hände brauchen weniger Energie, größere Hände mehr Energie. Probiere es gerne aus - es macht Spaß;)
1 Handvoll ist das Maß für grob stückiges Obst / Gemüse, wie Apfel, Kohlrabi.
Beide Hände zur "Schale" gehalten, sind das Maß für zerkleinertes oder tiefgefrorenes Obst / Gemüse, Salate, Beeren.
Der halbe Teller ist das Maß für Beilagen, wie Nudeln, Reis, Kartoffeln.
1 ganze Hand entspricht 1 Scheibe Brot, 1 Scheibe Käse.
1 Handteller (Hand ohne Finger) ist das Maß für 1 Fleischportion, 1 Fischportion.
1 Handteller (Hand ohne Finger) ist das Maß für Süßigkeiten.
Das 6-5-4-3-(+1)-2-1-Prinzip - wenn du nach diesen Empfehlungen trinkst und isst, ernährst du dich ausgewogen und kalorienbewusst - du darfst jeden Tag "so viel essen", sprich "die ganze Pyramide".
Grüne Ebenen - Vorfahrt
6 Portionen Getränke: Ist und bleibt - Wasser. Gute 2 Liter dürfen es für einen Erwachsenen gerne sein. Bei Sport oder heißem Wetter bitte mehr. Ebenfalls empfehlenswert sind Kräutertees. Vorsicht bei Früchtetees, diese können blähen. Als Faustregel für die tägliche Trinkmenge gilt: Pro Kilogramm Körpergewicht brauchen wir 30-40 Milliliter Flüssigkeit. (Körpergewicht x 35 ml). Ohne Wasser können wir nicht leben. Deshalb ist die Basis die tägliche, gute Flüssigkeitsaufnahme.
5 Portionen Gemüse und Obst: Es ist gar nicht so einfach täglich 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst in den Speiseplan zu integrieren. Achte einmal darauf. Dazu Gemüse und Obst möglichst in bunten Farben essen - wie die Farben einer Sommerblumenwiese oder des Regenbogens. Bringe Vielfalt in Sorten und Farben zu jeder Mahlzeit und Zwischendurch auf deinen Teller. Dadurch bist du rundum mit guten Nährstoffen versorgt. Zu dieser Gruppe zählen wir auch die Hülsenfrüchte. Sie liefern hochwertiges Pflanzeneiweiß, sind reich an Ballaststoffen, senken den Cholesterinspiegel und fördern die guten Bakterien im Darm. 1 Portion Gemüse / Salat =ca. 135 g. 1 Portion Obst = ca. 125 g.
4 Portionen Getreideprodukte und Kartoffeln: Von wegen Dickmacher! Nimm Vollkorn, statt Weißmehl. Im vollen Korn stecken viele gute Pflanzenstoffe, B-Vitamine, Eisen, Zink, Magnesium, Selen und sie sind reich an Ballaststoffen. Nicht zu vergessen, die absolut gesunden und empfehlenswerten Haferflocken, die vielseitig eingesetzt werden können. Ebenso die Kartoffel, die leicht bekömmlich als Pell-, Salz- oder Ofenkartoffel serviert werden darf. 1 Portion Brot = ca. 70 g. 1 Portion Getreideflocken = ca. 40 g. 1 Portion Kartoffeln, Reis oder Nudeln (gekocht) = ca. 200 g.
Gelbe Ebene - mäßig
3 Portionen Milch und Milchprodukte +1 Portion Fleisch oder Fisch oder Ei: 1 Portion Milch / Milchprodukte = 250 ml Milch oder 150 g Naturjoghurt, Quark, Skyr. 1 Portion Käse = 30 g. Sie enthalten hochwertiges Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe, Milchsäurebakterien und Calcium für starke Knochen und Zähne. +1 bedeutet, dass du täglich entweder 1 Portion Fleisch oder Wurst oder Fisch oder Ei zu dir nehmen darfst. Das ist gar nicht so einfach, wenn du diese Lebensmittel gerne isst. Versuch, ob dir ein bewussterer Umgang mit Fleisch und Wurst gelingt. Wenn du zum Beispiel täglich Wurst / Fleisch isst, dann versuche nur noch 1-2x die Woche Fleisch / Wurst zu dir zu nehmen. So reduzierst du automatisch ein Zuviel an tierischen Fetten und Cholesterin. Und die guten Inhaltsstoffe genügen hier auch in kleinen Mengen. 1 Portion Fleisch = ca. 200 g. 1 Portion Wurst = ca. 30 g. 1 Portion Fisch = ca. 150 g. 1 Portion Eier = 2 Eier.
Rote Ebenen - sparsam
2 Portionen Fette und Öle: Hier nimmst du 1 Esslöffel zur Hand, damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie "wenig" das ist. 1 Portion entspricht 1,5 - 2 Esslöffel. Dabei inbegriffen ist zum Beispiel die Butter aufs Brot, ein Dressing für den Salat, ein Stück Fleisch in Öl anbraten, Essen abschmecken, all die versteckten Fette... Wähle gute Öle, wie kalt gepresstes Olivenöl, Rapsöl und Leinöl. Wechsel gerne hin und wieder ab, so bekommst du all die wertvollen Omega-Fettsäuren im guten Verhältnis ab. 1 Portion Öl = 18 g. 1 Portion Butter = 18 g.
1 Portion Extra: Dazu gehören nicht nur Schokolade und Gummibärchen. Sondern zum Beispiel auch das Stück Kuchen, Fastfood, Fertiggerichte, das gesamte Süßigkeiten Sortiment, süße Getränke (unbedingt reduzieren, besser ganz weglassen) und Alkohol in jeglicher Variante. Hier heißt es, ganz bewusst auswählen und genießen. Denn die Portion ist "gerade mal so eine Handvoll". 1 Portion Süßigkeiten = ca. 220 Kalorien. 1 Portion Bier = 300 ml. 1 Portion Wein = 125 ml.
Nun hast du einen Überblick bekommen für ein Ernährungskonzept das leicht in der Anwendung und Umsetzung ist. Mach dir keinen Stress! Diese Ernährungspyramide ist keine Diät, sondern eine dauerhafte Veränderung deiner Essgewohnheiten. Das braucht seine Zeit, bis du das verinnerlicht hast.
Wenn du Fragen hast oder Hilfe bei der Umsetzung brauchst oder dich eine Sorge umtreibt, dann nimm gerne Kontakt mit mir auf. Ich bin da! info@verena-kienzler.de
Zu guter Letzt möchte ich dir einen weiteren Beitrag empfehlen, der gleich im Anschluss zu lesen ist. Wenn du deine Ernährung dauerhaft umstellen möchtest, dann ist der nächste Beitrag ein MUSS. Denn nur, wenn die 3 Säulen Ernährung - Bewegung - Entspannung miteinander in Einklang sind, geht meines Erachtens, eine dauerhafte Ernährungsumstellung, die man auch leben kann.
Alles Liebe, Verena
Bewegung und Entspannung - die 2 Säulen, die zur Säule Ernährung dazu gehören - so geht Wohlbefinden in jeglicher Hinsicht
In meinem vorherigen Artikel "aid-Ernährungspyramide" habe ich im letzten Abschnitt auf die 2. und 3. Säule hingewiesen, die notwendig sind, um eine dauerhafte Ernährungsumstellung entspannt leben zu können.
Mit diesen 3 Säulen Ernährung - Bewegung - Entspannung, arbeite ich mit Menschen in individueller Form. Das ist mein Grundsatz hinter dem ich voll und ganz stehe. Fällt eine der Säulen weg, ist der Weg beschwerlicher und es macht nicht wirklich Freude. Kurzzeitige Erfolge sind da, die jedoch in den meisten Fällen nicht bleiben. Deshalb gilt es allen 3 Säulen die volle Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sich dauerhaft etwas ändern soll.
Die Säule Ernährung kannst du im vorherigen Beitrag lesen.
Bewegung - 2. Säule
Ich möchte mit der Bewegung im Alltag anfangen, die oft ein wenig unterschätzt wird. Wie sieht deine Bewegung im Alltag aus?
Hier ein paar Überlegungen zu mehr Bewegung im Alltag. Klein, aber oho!
- Anstatt Aufzüge und Rolltreppen nehmen, Treppen steigen.
- Wann immer es geht, das Fahrrad nehmen zu kleinen Einkäufen, zur Arbeit, für die Kinder abholen, in der Freizeit... dafür reicht ein ganz normales Fahrrad;)
- Nach dem Essen, in der Mittagspause oder zum Abend einen flotten Spaziergang unternehmen.
- Hausarbeit mit Elan und Schwung ausführen. Übrigens - Musik dazu wirkt Wunder;)
- Schreibtischarbeit regelmäßig für wenige Minuten unterbrechen und ein paar Gymnastik- und Dehnübungen einschieben.
- Gartenarbeit - ein Rund-Um-Workout.
Das sind kleine feine Bewegungen mit hohem Gesundheitswert. Muskeln werden aufgebaut. Immunsystem, Herz und Knochen gestärkt. Seele und Geist werden belebt.
Zu den Alltagsbewegungen kommen gezielte Bewegungseinheiten dazu. Pro Woche sind 150 Minuten Bewegung optimal. Eine Mischung aus Ausdauer, Kraft- und Dehnübungen. Sportliche Aktivitäten für die Ausdauer sind Walken, Joggen, Radfahren.
Kraftübungen kann man zuhause oder im Fitness-Studio machen. Was einem eher liegt. Zweimal die Woche sind ein gutes Maß. Der klassische Liegestütz gehört dazu. Oder die folgende Übung: Wandhocke - Rücken gegen eine Wand drücken, die Beine stehen im 90 Grad Winkel. Mit 10 Sekunden halten anfangen und Woche für Woche steigern bis zu 90 Sekunden. Diese Übung stärkt die Bein- und Pomuskulatur bestens.
Dehnübungen gibt es in vielen Varianten. Auch diese Art der Bewegung ist enorm gut und beeinlfusst den Blutdruck und die Gelenke positiv. Dazu gehören zum Beispiel einfache Yogaübungen.
Ebenfalls in diesen Bereich fallen die "bewegten Hobbys". Zum Beispiel Tanzen, eines der besten Gelegenheiten den Körper, den Geist und die Seele rundum fit zu halten. Als Paar, in der Gruppe und allein. Oder an die vielen Ballsportvariationen. Es gibt so viele bewegte Hobbys. Hauptsache ist, du hast Spaß an deiner Bewegung, egal, was du tust.
Ein "bewegter" Alltag, "bewegt" Körper, Geist und Seele. Mach dich auf deinen Weg:)
Entspannung - 3. Säule
Diese dritte Säule - Entspannung - hat einen sehr großen Einfluss auf unser Essverhalten und Wohlbefinden. Leider wird darauf immer noch zu wenig geachtet, so nehme ich das wahr.
Dauerstress, innerlich und äußerlich, erhöht irgendwann permanent den Cortisolspiegel. Der Körper kann mit erhöhten Blutdruckwerten, Steigerung des Puls, erhöhten Enzündungswerten reagieren. Der Stress lässt denken, ich hab ständig Hunger, was zu mehr und schnell essen verleitet, was wieder zu erhöhten Blutfettwerten führt und zu Bauchfett. Wohlstandserkrankungen lauern schon im Hintergrund.
Man gönnt sich, seinem Körper, seinem Geist und seiner Seele keine Erholung mehr. Keine Zeit zum Verschnaufen. Keine Zeit zur Ruhe. Aber genau diese Erholung, diese Entspannung ist so wichtig, um gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden und sich gut zu fühlen.
Hier ein paar Überlegungen zu Erholungspausen. Klein, aber oho!
- Kleine Atemübungen, die zwischendurch für ganz viel Entspannung sorgen. Hier etwas zum jetzt Machen. Es dauert so lange, wie du möchtest: setz oder leg dich bequem hin. Mach ein paar Atemzüge und versuche zur Ruhe zu kommen. Schließe deine Augen. Nun atme 4 Sekunden durch die Nase ein - 1 Sekunde den Atem halten - 8 Sekunden durch die Nase oder mit der Lippenbremse ausatmen. Wiederhole diesen Atemrhythmus so lange, bis du eine wohlige Entspannung spürst. Du wirst sehen, es dauert nicht lange:)
- Achte auf deine Gedanken. Was meine ich damit? Hole deine Gedanken immer wieder bewusst ins Hier und Jetzt zurück. Jetzt ist wichtig, sonst nichts! Wenn deine Gedanken den ganzen Tag und womöglich auch nachts ständig umher springen, wie sollst du zur Ruhe kommen und entspannen? Hole dir gedanklich immer wieder den Satz her: jetzt ist der wichtigste Moment. Danach kommt der nächste.
- Phantasiereisen, kleine Meditationseinheiten machen. Sind wertvolle Inseln im Alltag, die rasch Entspannung bringen.
- Tasse Tee trinken, während du der Natur zuhörst oder guter Musik.
- Regelmäßige Pausen in den Alltag einbauen. Das geht, wenn du es möchtest, egal, wie voll der Tag erscheint. Am besten den Abend davor fest einplanen. Und - es ist erlaubt - Pausen verdient jeder:)
Nimm diese dritte Säule Entspannung wahr und integriere auch diese immer mehr in deinen Alltag. Stück für Stück. Ohne Stress!
Mit diesen 3 Säulen Ernährung - Bewegung - Entspannung als Einheit, arbeite ich mit großen Erfolgen mit den Menschen. Ich bin der Meinung, nur so kann ein gutes Wohlfühlgewicht erreicht und gehalten werden. Körperliche und seelische Krankheiten gelindert werden. Prävention für kleine und große Menschen gemacht werden.
Freude und Leichtigkeit dürfen im Vordergrund stehen, auf dass es dir gut geht! Lass dich drauf ein - du hast es verdient!
Wenn du Fragen hast oder du Hilfe bei der Umsetzung brauchst oder dich eine Sorge umtreibt, dann schreib mir gerne. Ich bin da! info@verena-kienzler.de
Alles Liebe, Verena
Diäten für Kinder?
"Auf gar keinen Fall", sage ich. Kinder auf eine klassische Diät setzen, die man vielleicht selbst gerade macht, gehört zu den negativsten Dingen, bezüglich des Gewichts des Kindes.
Kinder im Wachstum brauchen von allen Lebensmittelgruppen das richtige Maß, um sich gesund entwickeln zu können.
Aber was für Alternativen gibt es, wenn der Kinderarzt sagt: "Ihr Kind ist zu dick. Es muss unbedingt abnehmen!"
Vielleicht hast du schon von der aid-Ernährungspyramide gehört. Diese wurde speziell für Kinder vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund entwickelt.
Lies unbedingt den 1. Beitrag dieser Seite. Er heißt: Die aid-Ernährungspyramide - für (fast) alle Menschen geeignet. Dort findest du eine genaue Anleitung und Anwendung der Pyramide, samt Maßeinheiten. Denn - die eigene Hand ist das Maß - Kinder lieben diese Art und Weise. Probier es aus mit deinem Kind!
Die aid-Ernährungspyramide deckt den Bedarf an allen Nährstoffen für Wachstum, Entwicklung und Gesundheit. Kein Extra-Kochen und kein mühsames Abwiegen.
Wenn Familien zu mir kommen und Hilfe wünschen, sage ich: "Lass dein Kind in die Höhe wachsen und das aktuelle Gewicht halten. Die Pyramide hilft und unterstützt euch dabei."
Ein anderer Blickwinkel für die ein und dieselbe Sache - Abnehmen. Dieser andere Blick lässt Eltern erstmal aufatmen. Die Anspannung löst sich und Erleichterung stellt sich ein. Immer wieder sehr schön zu erleben, wie sich Mimik und Körperhaltung verändern bei Kindern und Eltern. Denn - Essen und Trinken sollen stets Spaß und Freude machen. Leichtigkeit und Geselligkeit vermitteln. Ruhe und Zusammenhalt.
Mit Neugier und Begeisterung wird die aid-Pyramide praktisch gefüllt. Ich staune, um das Wissen, das die Kinder haben und die Fragen, die sie stellen. Komm mit deinem Kind und sieh selbst!
Du bekommst für deine gesamte Familie ein "Werkezeug" an die Hand, das einfach in den Alltag zu integrieren ist, ohne umständlichen, zeitraubenden Schnick-Schnack.
3 gute Nachrichten - zum MUT machen
- Es geht. Und es ist einfach. Alle essen dasselbe!
- Du darfst dich jeden Tag sattessen!
- Du darfst alles essen! Auch Süßigkeiten und Fastfood - hin und wieder, dafür richtig genießen."
"Du schaffst das!"
Zur Ernährung gehören, wie bei uns Erwachsenen auch, die Bewegung und die Entspannung dazu. Dafür kannst du gerne den Bericht lesen, der weiter oben auf dieser Seite steht: Bewegung und Enspannung - die 2 Säulen, die zur Ernährung dazu gehören. Dieser Bericht ist direkt an Erwachsene gerichtet.
In der Praxis frage ich direkt dein Kind: Welche Bewegung macht dir Spaß? Radfahren, Fußball, Klettern, Toben...
Egal, wie sich dein Kind bewegt, es tut seinem Körper ganz viel Gutes dadurch. Hier ein paar Beispiele für die Vorteile der Bewegung:
- Herz und Kreislauf werden stark
- Kraft nimmt zu
- starke Muskeln, Sehnen, Bänder und Knochen
- Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl werden gestärkt
- Frust und Ärger können besser bewältigt werden
Zudem frage ich dein Kind: Wie kannst du am besten zur Ruhe kommen? Musik hören, lesen, träumen...
Egal, wie dein Kind zur Ruhe kommen mag, es tut seinem Körper ganz viel Gutes dadurch. Hier ein paar Beispiele für die Vorteile der Entspannung:
- Konzentration wird besser
- man kann besser einschätzen, was man möchte und was nicht
- man lernt, sich noch lieber zu mögen
Wichtig hier: Soziale Medien und Fernseher gehören nicht dazu - das gilt auch für uns Erwachsene!!!
Gemeinsam schaffen wir es, dass dein Kind von jetzt ab in die Höhe wächst und das Gewicht hält. Dein Kind fühlt sich nicht als Außenseiter in der Familie, sondern als Teil der Familie. Das ist enorm wichtig, denn leider haben es Kinder auch heute noch sehr schwer, wenn sie nicht "der Norm" entsprechen und eben gerade ein bisschen pummelig sind. Durch diese Methoden Ernährung - Bewegung - Entspannung, stärken wir das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen deines Kindes. Selber aktiv zu werden und etwas bewirken macht Spaß und Freude!
Wenn du und dein Kind Fragen haben oder du und dein Kind Hilfe bei der Umsetzung brauchen oder wenn euch eine Sorge umtreibt, dann schreibt mir gerne. Ich bin da! info@verena-kienzler.de oder 0152 / 01910541 (nur Whats-App Nachrichten).
Alles Liebe, Verena
Essstörungen - alles Wichtige auf einen Blick
Denkst du, dass dein Leben erst schön und erfolgreich ist, wenn du richtig schlank bist?
Beginnt dein Tag mit Waage und Diätplan?
Wenn JA - dann bist du hier genau richtig!
3 Gedanken, die den Kern einer Essstörung recht gut treffen:
- Eine Essstörung beginnt immer harmlos und schleichend - nie mit Absicht!
- Eine Essstörung beginnt immer in den eigenen Gedanken!
- Eine Essstörung heißt immer, man hat ein gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper!
"Gefährliche" Gedanken und Verhaltensweisen, die auf eine (beginnende) Essstörung hinweisen können:
- du nimmst Essen als Trost oder Belohnung
- du hältst dich konsequent an Essens-, Diät- und Bewegungspläne
- du nimmst deinen Körper immer als zu dick und falsch wahr
- du vergleichst dich mit anderen Menschen
- du hast Angst davor, zu viel zu essen und zuzunehmen
- dein Aussehen muss perfekt sein
- deine Leistungen müssen perfekt sein; deine Ziele sind unverhältnismäßig hoch
- deine Gedanken drehen sich Tag und Nacht ausschließlich um Essen, Kalorien, Gewicht, Aussehen, Leistung
- du ziehst dich immer mehr zurück; Familie und Freunde vernachlässigst du; deine sozialen Kontakte sind nicht mehr wichtig
- du bist enttäuscht und wütend, wenn du deine Ziele nicht erreichst
Wenn das Essverhalten krank ist, kann Essen mit folgenden Gefühlen verbunden sein:
Schuld - Ausreden - Gier - Waage - Kontrolle - Probleme - Scham - Selbstekel - Dunkelheit - Hilflosigkeit - Angst - Heimlichkeiten - Hässlichkeit - Einsamkeit - Zwang - Fett und Dick - Versager - nicht normal - ich bin Nichts - Depression - Lügen - Kontrollverlust.
Wie geht es dir mit diesen Worten?
Frag dich und sei ganz ehrlich dir gegenüber - was verbindest du mit Essen?
Erkennst du dich in den oben genannten Wörtern wieder oder kennst du jemanden, der vielleicht "so denken könnte"?
- BMI unter 17,5
- Körperschemastörung, das heißt, der eigene Körper wird immer als zu dick wahrgenommen, obwohl deutliches Untergewicht besteht
- Extreme Angst davor zuzunehmen
- Die Gedanken sind immer mit Kalorien, Gewicht, Essen, Körper, Waage beschäftigt
- Treiben von enorm viel Sport, Abführmittel werden genommen
- Absolute Kontrolle beim Essen
- Sozialer Rückzug von Familie und Freunde
- Erfindet Ausreden, lügen, wenn es ums Essen geht
- Geringes bis gar kein Selbstwertgefühl
- Es fehlt jede Krankheitseinsicht!
- Körperliche Symptome: Z. B. frieren rasch, müde und erschöpft, Verstopfung, brüchiges Haar, trockene Haut, Ausbleiben der Menstruation
- Seelische Symptome: Z. B. zwanghaftes Vergleichen mit anderen Menschen, Selbsthass, Perfektionismus, depressive Verstimmungen bis hin zu Depressionen
- Diese Form der Essstörung sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick
- Betroffene sind meist schlank und normalgewichtig
- In der Öffentlichkeit essen sie ohne Auffälligkeiten; mit der Absicht, "keiner soll was merken"
- Bevorzugt werden Light- und fettarme Lebensmittel
- Extreme Heißhungeranfälle: innerhalb kürzester Zeit können bis zu 6000 Kalorien und mehr gegessen werden - es herrscht absoluter Kontrollverlust!
- Heißhungeranfälle sind mindestens 2x pro Woche
- Danach wird sofort erbrochen oder Abführmittel genommen, damit man nicht zunimmt
- Die Gedanken drehen sich ausschließlich um Körper, Gewicht, Kalorien, Essen
- Körperliche Symptome: Z. B. Herzrhythmusstörungen, Elektrolytentgleisungen, Kreislaufprobleme, Nierenschäden, Haarausfall
- Seelische Symptome: Z. B. Extremer Selbstekel, Scham, Selbsthass, Depressionen, Angst
Ess-Sucht = Binge-Eating-Störung
- Phasen von kontrolliertem und unkontrolliertem Essverhalten wechseln sich ab
- Extrem gestörtes Hunger- und Sättigungsgefühl
- Eine Diät nach der anderen wird ausprobiert - alle scheitern
- Regelmäßige Heißhungeranfälle : innerhalb kürzester Zeit können bis zu 6000 Kalorien und mehr gegessen werden - absoluter Kontrollverlust über das Essverhalten!
- Danach wird nicht erbrochen oder abgeführt
- Körperliche Folgeschäden: Z. B. Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkleiden, Wirbelsäulenschäden, Diabetes mellitus
- Seelische Symptome: Z. B. Selbsthass, Selbstzweifel, Selbstekel, Schuldgefühle, depressive Verstimmungen bis Depressionen
Viele Faktoren müssen zusammenkommen, wenn ein Mensch eine Essstörung entwickelt. Z. B. Selbstzweifel, geringes Selbstwertgefühl, Spannungen in der Familie, Druck unter Gleichaltrigen, Leistungsdruck, Diäten, Schönheitsideale, kontrolliertes Essverhalten, soziale Medien, und vieles mehr...
Die Ursachen und Auslöser sind sehr vielfältig und sehr unterschiedlich bei den Betroffenen.
Wenn du Hilfe brauchst oder jemanden kennst, der Hilfe braucht - dann hol dir die Hilfe, die du brauchst!
Ich bin da. Ich hör dir zu. info@verena-kienzler.de oder 0152 / 01910541 (nur Whats-App-Nachricht) oder 07542 / 979292.
Zum Schluss eine Definition zu Essstörungen: "Essstörungen sind schwerwiegende seelisch-körperliche Erkrankungen. Sie können den Körper, die Psyche und zwischenmenschliche Beziehungen erheblich und unter Umständen ein Leben lang schädigen."
Alles Liebe, Verena
Essstörungen - ehrlich und direkt - ein Erfahrungsbericht, der Mut macht
Die Essstörungen sind mir ein großes Herzensanliegen. Ich will ermutigen, sich frühzeitig und rechtzeitig Hilfe zu holen oder Hilfe anzubieten.
Als ehemals Betroffene bin ich den Menschen ganz nah. Man "versteht" sich, ohne große Worte. Oft ist es unendlich schwer über das zu sprechen, was so unsagbar erscheint.
(Kleiner Hinweis: Im vorherigen Artikel kannst du die Fakten über die verschiedenen Essstörungen lesen - wenn du das möchtest.)
Meine Essgeschichte
Meine Essgeschichte begann in der Grundschule. Ich war pummelig und die Hausärtzin meinte damals zu meiner Mutter: "Das Kind ist zu dick. Es muss unbedingt abnehmen." Das war das erste Mal, dass ich mir "falsch" vorkam. Das unangenehme Gefühl, mit mir stimmt was nicht, setzte sich leise fest.
Immer wieder hörte ich von der Familie, Verwandten und Gleichaltrigen, dick und abnehmen. Nicht direkt an mich, sondern immer hörte ich Bemerkungen am Rande. Am liebsten hätte ich alle angeschrien: "Dann sag mir einer mal, wie das geht - ABNEHMEN!" Weiterhin mit diesen schamhaftigen Gedanken, dick, ich bin dick, ging ich mehr geduckt als aufrecht bis zur 6. Klasse.
Hier bekam ich zum ersten Mal eine Antwort. Wir hatten das Thema "gesunde Ernährung".
Ich startete meine 1. Diät mit 12 Jahren - allein und mit Erfolg! Ergebnis: 65 Kilogramm bei einer Größe von 168 cm. Ich passte in die Normtabelle Gewicht im Verhältnis Größe. Ich passte endlich in Kleidung, die jeder normal kaufen konnte. Keine Hosen, die 50-60 cm zu lange Hosenbeine hatten, weil ich sonst den Reißverschluss nicht zubekam. Keine Pullis in Übergröße mehr, die sonst wie Säcke an mir weilten. Keine spöttischen Bemerkungen mehr über mein Aussehen. Hurra - endlich normal!
Normal, war ganz wichtig geworden in meinen Gedanken und dazugehören. Innerlich hatte ich gehofft, dass ich auf mein verändertes normales Aussehen angesprochen werde. Ja - gelobt werde, Anerkennung bekomme. Ich wartete vergeblich darauf. Das kam mir nun nicht normal vor. Ich speicherte erneut ab, "doch noch nicht gut genug für normal."
Es folgten 6 Jahre Abnehmen und Zunehmen. Immer im Wechsel. Meine Gedanken waren täglich beschäftigt mit Essen, Kontrolle, Waage, Verbot, Zwang, Angst, Schuld, Disziplin, Aussehen, Anerkennung,... Ich hatte längst kapiert, dass mein Denken und Verhalten nicht normal sein konnten.
Normal war einzig noch, dass ich in diesen Jahren nie ganz dünn und auch nie ganz dick war. Immer in der Norm, an der Grenze. Meine Kleidergrößen waren damals zwischen 38 und 44.
Zeiten, in denen ich Größe 38-40 war, waren die "guten schönen Zeiten". Die "Ich-zeige-mich-Zeiten".
Kleidergröße 42-44 waren die "schlechten beschämenden Zeiten". Die "Schneckenhaus-Versteck-mich-Zeiten".
Das nicht-normale war, dass ich nie über längere Zeit ein Gewicht halten konnte. Ich war stets am Abnehmen oder Zunehmen. Permanent. Ohne Pause.
Soziale Kontakte, Freunde treffen, ausgehen - all die Sachen, die ich eigentlich machen wollte, waren bei mir nicht drin. Denn - meine Gedanken drehten sich nur um Kalorien, Essen, abnehmen und Schneckenhaus. Ich wusste gar nicht, wie unbeschwert oder leicht ging. Freude. Spaß. Wie sollte das gehen???
Außerdem - wer wollte schon mit mir befreundet sein?! Ich hatte nichts, außer das gestörte Verhältnis zu Essen! Das jedoch, war und ist ein typischer Gedanke von Betroffenen. Sich gut finden, es wert sein Freunde und Freundinnen zu haben, existiert in den Gedanken nicht.
Es fiel mir jeden Tag schwerer aus dem Haus zu gehen. Ich war damals in der Ausbildung zur Erzieherin. Für meine ständigen Gewichtsschwankungen und mein Aussehen schämte ich mich fürchterlich. Heimlich wollte ich so schön sein, wie die Mamas, die ihre Kinder in die Stätte brachten. Oder so schön, wie meine Arbeitskolleginnen. Alle waren schön. Nur ich nicht. Ich war einfach nur hässlich!
Dass mich meine Kolleginnen, die Kinder, die Eltern, und meine Mitschüler mochten, registrierte ich nicht. Sie schätzten mich und meine Arbeit. Ich sah und hörte all die positiven Dinge gar nicht. Es ging nicht - mein Kopf hatte für so etwas keinen Hör- und Sehnerv übrig. Ich sah mich ausschließlich dick, sehr dick und fühlte mich ausschließlich hässlich, sehr hässlich. Es gab nichts dazwischen.
In einer Kleidergröße "Ich-zeige-mich-Zeiten" lernte ich einen tollen Mann kennen (der seit über 32 Jahren an meiner Seite ist). Jedoch, war da etwas, was mich mächtig störte: er wog 65 Kilogramm - und ich ebenfalls! Oh mein Gott, das ging gar nicht! Mann und Frau dürfen nicht gleich viel wiegen. Die Frau muss weniger wiegen!
Das war mein erneuter Antrieb abzunehmen. Oder anders formuliert: die Magersucht steht mit offenen Armen bereit!
Ich stellte mir ein strenges Essens- und Bewegungsprogramm zusammen, an das ich mich konsequent hielt. Siehe da, die 60 Kilogramm waren erreicht, fast mühelos, so schien es mir. So "wenig" hatte ich noch nie gewogen. Wow, ich fühlte mich so toll und schön. Da wollte ich mehr von diesen wunderbaren Gefühlen.
Leicht, unbeschwert, schön, grandios - so sollte es bleiben. Die 55 Kilogramm waren kein Traum mehr, sondern Wirklichkeit geworden. Ich schwebte. Was für ein überwältigendes Gefühl verband ich mit dieser Zahl. Ich jubelte!
Bei der ganzen Euphorie, die ich spürte, sagte meine Umfeld weiterhin nichts zu meiner äußerlichen Veränderung.
All die Jahre begleitete mich stets, dieses Nichts-Bemerken über mein Äußeres. So sehr ich mich bemühte schön zu sein, es wurde nicht wahrgenommen. Genauso aber auch nicht wahrgenommen wurde die Hässlichkeit, mit der ich mich sah. Waren das normale Reaktionen meines Umfeldes und der Gesellschaft?
Zurück zu meinen 55 Kilogramm. Zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich kurz: jetzt ist alles perfekt. Mit 55 Kilogramm sind mein Leben und ich perfekt. Endlich fühlte ich mich richtig schön!
Es hielt nicht lange an. Schnell kam mir der Gedanke: das kannst du noch besser - natürlich konnte ich es besser. Ich nahm weiter an Gewicht ab und wog innerhalb kürzester Zeit 50 Kilogramm. Wow - grandios! Ich fühlte mich tatsächlich noch besser. Noch schöner. Noch fitter. Ich war im absoluten Rausch der nie endenden Glücksgefühle angekommen. Das Gewicht wollte ich jetzt halten.
Es ließ sich nicht halten. Ich war gefangen im Abnehmen. Im Kontrollieren. Im Kalorienzählen. In dieser Angst gefangen, wieder so dick wie ein Walross zu werden.
Diese Angst war mächtig. So mächtig, dass ich täglich nur noch 2 kleine Kekse zu mir nahm, 1 Minibecher Joghurt und 1 Apfel. Literweise trank ich schwarzen Kaffee und rauchte. Das dämpfte sehr gut aufkommende Hungergefühle.
In meinem Sportprogramm war ich rigoros. Ich verlangte von mir täglich Höchstleistungen in Radtouren. In der Ausbildung gehörte ich längst zu den Besten.
Das Einzige, was mir ein schlechtes Gewissen verursachte war, dass ich angefangen habe Ausreden zu erfinden und zu lügen. Ich log meinen Freund an und meine Eltern, wenn es ums Essen ging. Entweder "ich hab schon gegessen" oder "ich esse später", waren die Standards. Ich konnte nicht dagegen an. Jedes Essen, das ich ab und zu doch mitmachen musste, war die reinste Qual für mich. Ich hatte enorm große Angst vor dem Zunehmen. In meiner Vorstellung war fest verankert, jeder Bissen sofort 5 Kilogramm mehr Körpergewicht.
Wenn ich mitessen musste, dann habe ich extrem langsam gegessen. Das heißt, ich saß oft 1-2 Stunden am Tisch und habe in meinem Teller herumgestochert. Oder jede Erbse einzeln auf die Zinken der Gabel gesteckt und nacheinander gegessen. Oder das Besteck nach jedem Bissen weggelegt. Oder endlos gekaut.
Jedes noch so gute Zureden oder Gezeter der Eltern half nichts. Damals habe ich meine Eltern und meinen Freund zur Verzweiflung gebracht. Aber auch ich selbst fühlte mich verzweifelt und unverstanden. Ich spürte innerlich "verdammt, da komm ich allein nicht mehr raus mit einer riesengroßen Angst begleitet."
Mit 41 Kilogramm hatte ich den ersten Zusammenbruch. Grund war 1 Kopfschmerztablette. Die "fegte mich um". Ich lag tagelang auf der Couch, bis ich wieder zur Arbeit gehen konnte. Wenige Zeit später hatte ich den zweiten Zusammenbruch. Hier dachte ich, jetzt ist es vorbei. Das wars! Ich wollte nur noch, dass "alles" aufhört. Diese Essstörungen. Diese Angst. Diese Scham.
Mit 39 Kilogramm wurde ich in eine Klinik aufgenommen.
Dort blieb ich 8 Wochen. Ich wurde auf 50 Kilogramm hochgefuttert. (Die schrecklichste Zeit meines Lebens!)
Zuhause nahm ich langsam wieder ab. Nach wenigen Wochen wog ich 44 Kilogramm. Meine Familie und mein Freund sagten nichts dazu. Ich ließ es so stehen. Es war mir ganz recht so, nicht angesprochen zu werden. Stolz auf der einen Seite, dass ich wieder dünn war und Angst auf der anderen Seite, dass ich wieder in diese Klinik musste, gaben sich abwechselnd die Klinke in die Hand.
Da war ich 8 Wochen weg. Was kam dabei heraus? Nichts, absolut nichts!
Meine Ausbildung konnte ich nahtlos weiter machen. Die Schule und die Arbeit gaben mir einen festen Rahmen, sowie meine Essensrituale. Die dringend erforderliche Psychotherapie habe ich nicht gemacht. Ich fand einfach keinen Therapeuten, der regelmäßig Termine frei hatte!
Ich versuchte mir mein eigener Helfer zu sein: 3x täglich nahm ich kleine Mahlzeiten zu mir. Ich reduzierte meinen Kaffeekonsum. 2x die Woche machte ich Sport. Soziale Kontakte mied ich weiterhin.
Ich fühlte mich relativ sicher in meinem Alltag. Ich dachte erneut, alles in Griff zu haben. Oder anders formuliert: die Esssucht steht mit offenen Armen bereit!
Es war an einem Samstagabend. Ich bekam aus heiterem Himmel den 1. Fressanfall!!! Von heute auf morgen. Ohne Vorwahrnung.
Wenn ich Fressanfall schreibe, dann meine ich auch fressen. Was mich da überrollte hatte nichts mehr mit essen zu tun. Innerhalb kürzester Zeit stopfte ich alles Mögliche an Essen in mich rein. Nach etwa einer 1/2 Stunde war alles vorbei und intus waren 4000-6000 Kalorien.
So muss man sich Zeit und Kalorien vorstellen, damit man einen Mini-Einblick bekommt. Ich fing an Lebensmittel zu kaufen und versteckte diese in meinen Schränken. Kuchen, Schokolade, Toastbrot, Nuss-Nougat-Creme, Kekse,usw. Es mussten "weiche" Sachen sein. Die konnte ich mit wenigen Bissen runterschlingen.
Ich wusste nie, wann der nächste Anfall kam. Es konnten 2 Tage Ruhe sein oder 5 kleinere Anfälle täglich. Auf jeden Fall musste ich immer genug Essen da haben. Das alles ging auch mächtig ins Geld.
Diese Fresserei blieb natürlich nicht lange unsichtbar. Innerhalb weniger Monate explodierte mein Gewicht. Zu dieser Angst, dass jemand meine Essensvorräte entdeckte, kam nun auch wieder die Scham. Diese übergroße Scham, weil ich wieder so dick geworden war. Nichts mehr unter Kontrolle hatte. Keine Disziplin mehr. Der Zwang, Essen zu müssen bis zum Umfallen.
Ich hatte komplett versagt!
Diese Magersucht gefiel mir sehr viel besser. Da hatte ich alles unter Kontrolle. Da war ich dünn und schön.
Diese Esssucht gefiel mir ganz und gar nicht. Da existierte Gier, Maßlosigkeit und Fettsein. Machtlos, unglücklich und voller Scham stand ich da - mit 90 Kilogramm!
Nach außen war ich fröhlich und glücklich. Ich machte allen etwas vor und zerbrach fast daran. Mein Freund war da und liebte mich offensichtlich auch als dicke Frau.
Diese gierigen, unkontrollierten Fressanfälle begleiteten mich knapp 2 Jahre. In dieser Zeit ekelte ich mich vor mir selbst. Schuldgefühle plagten mich. Die Gier und der Zwang, essen zu müssen, überstieg meinen Verstand. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich schämte mich zu sehr, um Hilfe zu suchen oder zu bitten.
Wie ich von den Fressanfällen - und von der Magersucht los kam?
Ein Wunder kam mir da zu Hilfe. Ich durfte 1996 zum ersten Mal Mama werden. Seither hatte ich nie wieder einen Fressanfall und auch kein Magersucht-Gewicht mehr.
Mein Normalgewicht pendelt seit der Geburt meiner Kinder innerhalb 3-5 Kilogramm hin und her. Damit ich kann ich leben. Obwohl ich auch heute noch zugeben muss: zeigt die Waage weniger Gewicht an, bin ich auch heute noch mächtig stolz. Ich fühle mich dementsprechend schöner. Zeigt die Waage mehr Gewicht an, dann bin ich frustriert und fühle mich nicht schön an diesen Tagen.
Das zeigt nochmal deutlich, wie fest verankert diese Vorstellungen sind, die sich vor vielen Jahren unaufhörlich in meinen Kopf eingeschlichen haben. Das ist der Punkt Körperwahrnehmungsstörung.
Es ist mir eine große Herzensangelegenheit Betroffenen und Angehörigen Mut zuzusprechen sich Hilfe zu holen! Es geht nicht von alleine weg!
Direkt für Betroffene: ich hör dir zu. Ich weiß, was du sagen möchtest, auch wenn Worte fehlen. Leg die Scham ab. Bei mir darfst du durch und durch ehrlich sein. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Alles ist normal. Komm - ich nehm dich an die Hand - dann ist es leichter den Weg aus der Essstörung zu gehen.
Direkt an Angehörige und alle Menschen: wenn du bei anderen Menschen bemerkst, da stimmt was nicht mit Essen oder etwas, was dazugehört - scheue dich nicht, den Menschen anzusprechen. Er / sie wird sich dir gegenüber sicher nicht beim ersten Mal öffnen. Normal. Bleib dran! Liebevoll und stets! Sei ohne Vorwurf, Verboten oder Regeln dem Menschen gegenüber. Du kannst auch selbst erst einmal zu mir kommen und deine Eindrücke schildern. Danach überlegen wir gemeinsam die nächsten Schritte.
Wenn du oder ein anderer lieber Mensch Hilfe braucht, dann melde dich. Ich bin da!
info@verena-kienzler.de oder 0152 / 01910541 (nur Whats-App-Nachricht) oder 07542 / 979292.
Alles Liebe, Verena
In Kürze gibt es weitere Beiträge :)