Wurzeln
Der letzte Tag des Jahres 2024 war bereits zur Hälfte vergangen und ich spürte großes Verlangen nach draußen zu gehen. Ich gehe gerne spazieren, erkunde die Natur, lausche den Geräuschen. Dicker Nebel lag seit Tagen über dem See und der Umgebung. Die Luft feucht, ja fast nieselig, wie man bei uns sagt. Wie lauter kleine Regentröpfchen.
An der Aussichtsplattform des Sees angekommen sah ich einen Teppich voll schwarzer Blässhühner und einige weiße Schwäne. So viel Gefieder auf einem Fleck und trotzdem eine unfassbar schöne Stille. Es schien, als ob die Enten und Schwäne in aller Ruhe das Jahr ausklingen lassen. Einige mit Köpfchen im Wasser oder versteckt in ihrem Federkleid. Andere mit Blicken in den Nebel mit stolz gestreckten Hälsen.
Entwurzelt, kam mir sofort in den Sinn. Der Baum ist entwurzelt, hat keinen Halt mehr. Ist umgefallen und liegt. Wohl schon länger, wegen der Moos besetzten Wurzeln, stellte ich analytisch fest. Es waren große, starke Wurzeln gewesen, da sah ich deutlich. Ich sah aber auch, dass das Holz trocken und zusammengezogen aussah. Rückbildung der Wurzeln, weil die Quelle, das Erdreich für diesen Baum nicht mehr vorhanden war.
Wie gut, dass ich Wurzeln habe, kam mir augenblicklich der Gedanke. Und ein weiterer gleich dazu: zum Glück durfte ich bereits Wurzeln weitergeben an meine Kinder. Wurzeln zu haben und seine weiterzugeben, ist ein großes Geschenk. Es gibt Halt und Verlässlichkeit. Zuversicht und Kraft. Ein Gefühl des Miteinanders und der Gemeinschaft.
Ich bin gerne alleine, weil ich in meiner Familie ein schönes Miteinander fühle. Hätte ich dies nicht, würde ich das allein sein wohl nicht gut genießen können. Das heißt auch, dass ich die Wurzeln pflege. Sowie jeder andere auch, der zu diesem Wurzelballen dazu gehört. Sonst klappt das nicht mit der Versorgung aus dem Erdreich. Sonst entsteht ein Ungleichgewicht, das irgendwann nicht mehr ausgeglichen werden kann und „Baum fällt“ entstehen kann.
Übrigens, es spielt keine Rolle, zumindest sollte es nicht, wenn folgendes der Fall ist: es gibt viele Menschen, die haben nicht ganz feste Wurzeln mitbekommen von ihren Eltern. Warum auch immer. Das ist nicht relevant. Ausschlaggebend ist, was wir, jeder einzelne von uns weiter gibt an seine nächste Generation und seine Mitmenschen.
Was gebe ich für Werte und Einstellungen weiter? Was ist mir wichtig? Was macht für mich ein gutes Leben aus? Pflege ich meine Wurzeln? Gebe ich auf das Erdreich, sprich meine Umgebung acht? Gebe ich zu viel oder zu wenig? Mag ich meine Wurzeln? Mag ich die Wurzeln, die ich weitergebe? Spüre ich Halt? Kann ich Halt schenken?
In diesem Sinne möchte ich mit einem Spruch, den sicher viele kennen, enden: „Eine Familie ist wie ein Baum. Die Zweige wachsen in alle Richtungen, doch die Wurzeln halten alles zusammen.“
Alles Liebe, deine Verena.
Wege gehen
Neulich fiel mir bei einem meiner Spaziergänge auf, dass der Weg, den ich gerade erkundete, kerzengerade war. Ohne eine Biegung oder Beugung, so weit das Auge reichte, gerade. Fast ein wenig langweilig. Links und rechts des Weges standen verschneit Tannen- und Laubbäume. Moosbedeckte Flächen unter den Bäumen, die besonders dicht standen. Futterkrippen für die Wildtiere des Waldes. Hin und wieder ein leises Vogelzwitschern. Ein kaum hörbares Plätschern eines Wassers. Erstaunlich viele Jägerstände bemerkte ich. Niedrige und hohe.
Immer wieder zog mich aber dieser Weg in den Bann. Geradeaus wär auch mal ganz schön, dachte ich und ging in Gedanken meine letzten Projekte durch. Ein innerliches Seufzen… von wegen geradeaus. Immer wieder Kurven und Abbiegungen, die mich im jeweiligen Moment mehr Zeit kosteten und vor allem Nerven. Kann es nicht einfach nur mal geradeaus gehen, so wie ich das möchte und plane?
„Nein, kann es nicht“, lachte es liebevoll in meinen Gedanken. Ich kenne dieses Lachen, diese Stimme. Wohlvertraut. Schmunzelnd laufe ich den Weg weiter. Sehe Spuren im Schnee von Hund, Hase, Reh. Hänge meinen Gedanken nach.
Geradeaus ist schön. Die Richtung soll für mich passen. Hin und wieder eine kleinere oder größere Kurve und Biegung mitzunehmen, bringt mich weiter. Lässt mich Dinge überdenken oder beiseitelegen. Ich darf im ersten Moment traurig, entsetzt, wütend oder ängstlich sein, wenn ein Stein zu groß oder die Kurve zu scharf erscheint.
Wichtig ist, sich in diesem Moment der Trauer oder Wut nicht zu verlieren, sondern rechtzeitig dagegen zu steuern. Vielleicht mit einem Aufenthalt in der Natur. Mit einem guten Gespräch. Einem Gebet. Mit seiner Lieblingspflanze reden. Egal, was Dir gerade einfällt. Passend auf dich abgestimmt. Dann kann man die Wege, die man beschreitet, gut und sicher gehen. Unebenheiten ausgleichen und mit Leichtigkeit Kurven, Biegungen gehen.
Nicht immer einfach und oft ist Geduld gefragt, aber lohnenswert und wunderschön. Mach dich auf deinen Weg und sei neugierig auf alles, was kommt!
Alles Liebe, deine Verena.
Reinigung
Liebend gerne gehe ich an Flüssen spazieren. Plätschern, rauschen, Stille begleiten mich auf diesen Wegen. Immer wieder liegen Steine im Flussbett. Große, bis sehr große, die ganz natürlich die Wassergeräusche ändern. .
Vor den Hindernissen meist ruhig, sacht, etwas schlammig schaukeln die kleinen Wellen gemütlich den Fluss entlang. Dann durchquert das Wasser die Steintreppen mit lautem Getöse und Rauschen. Weiß spritzt das Wasser, es schäumt zu allen Seiten... ein langgezogenes Schschschsch... bis es wieder ruhiger wird in Ton und Verlauf und klar bis zum Grund.
Ich mag dieses laute, schäumende, spritzende Schschschsch... es erinnert mich an Reinigung. Eine innerliche, die meine Organe, meinen ganzen Körper durchspült und reinigt. Ich stelle mir vor, wie das Wasser durch mich fließt und allen Staub und Schmutz mitnimmt. All das, was nicht mehr dahin gehört schwemmt das Wasser weg, bis ich mich wieder klar, frei und rein fühle. Währenddessen mache ich Schschschsch... und freue mich dabei. Bis zur nächsten Steinwassertreppe, bei der ich mich erneut spülen und reinigen lasse.
Das muss nicht nur auf körperlicher Ebene geschehen. Du kannst so auch Gedanken spülen und reinigen. Wie oft verharren wir an einem Gedanken, der unnötig ist, der uns aber Stunden, Tage "beschäftigen" kann? Denk etwas nach. Fällt dir so ein klebriger Gedanke ein? Der dich regelrecht verfolgt und du trotz nachdenken, hin und her wälzen kein Stück weiter kommst.
Ich lasse mir bei meinen Spaziergängen auch den Kopf durchspülen, waschen und reinigen. Damit wieder Platz für Sinnvolles, Gutes, Schönes ist, das mein Gemüt erhellt und mich strahlen lässt.
Selbst bei Regenwetter oder Schneefall kannst du dich reinigen lassen. Früher mochte ich es nicht unbedingt bei Regen rauszugehen. Das kostete mich Überwindung. Bis ich für mich meinen Antrieb gefunden habe: der Regen, der Schnee, der Nebel, egal welches Wasser, ich werde gereinigt und gestärkt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn bei Wind und Wetter raus in die Natur, macht den Körper und den Geist frei, stark und heil. Alles wird gestärkt, Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke, Bronchien und Lunge, Herz, Darm, Kopf, Haut. Geist und Seele werden ruhig und gelassen, friedvoll und zufrieden.
Wir brauchen die innere Reinigung, um innerlich und äußerlich die nächsten Wege gut gehen zu können. So gelingt es uns leichter uns unsere Herzenswünsche zu erfüllen und unsere Ziele zu erreichen.
Ich wünsche dir bei deinem nächsten Spaziergang am Fluss, im Regen oder am Wasserfall oder ... einen wunderbaren reinigenden Aufenthalt.
Alles Liebe, deine Verena.
Über die Wechseljahre
Was verbindest du mit den Wechseljahren? Hast du den Wechsel vor dir? Bist du mittendrin? Oder hast du den Wechsel hinter dir?
Frau wechselt vom körperlichen fruchtbaren Bereich in den psychischen fruchtbaren Bereich, der mit Reife und Weisheit herzlich willkommen heißt.
Der gewohnte Rhythmus der Monatsblutung hört langsam auf (sofern frau die Gebärmutter noch hat). Hormone gehen, verteilen sich um. Der Körper verändert sich, Gedanken verändern sich. Das Außen und Innen ordnet sich neu. Frau ist auf dem Weg, ein neues Gleichgewicht zu finden. Ein Abschied und Neubeginn zugleich, das in dieser besonderen Zeit geschieht. Altes darf gehen, damit Neues seinen Platz finden kann.
Diese Zeit mag nicht immer einfach sein. Sind wir westlichen Frauen doch häufig von den typischen Beschwerden geplagt, wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen, Blähbauch, Müdigkeit, Himmel-hoch-jauchzend und Sekunden später zu-Tode-betrübt, Reizblase, ein Körper, der die Spannkraft verliert und vielleicht auch noch ein paar Kilos draufpackt.
Nicht zu unterschätzen die eigenartigen Gedanken, die einen plötzlich einholen. Ängste und Trübsinn, Minderwertigkeitskomplexe und Sinnfragen.
Und als ob das nicht reichen würde, kommen oft noch Bereiche dazu, die sich ebenfalls gerade ändern mögen. Die Kinder sind erwachsen und verlassen das Nest; selbst eine berufliche Veränderung oder ein Neustart; die eigenen Eltern pflegen und / oder versterben; eigene Beziehung / Lebensgemeinschaft kann neu gestaltet werden; Trennung / Scheidung;...
Anstelle wir uns etwas zurücknehmen würden, uns auf uns selbst zu besinnen machen wir weiter in der Hektik-Fröhlichkeit des Alltags. Denn Hand aufs Herz - hast du in deinem Beruf frei heraus schon mal gesagt, "ich brauch hin und wieder eine Auszeit, bin gerade in den Wechseljahren". Oder im privaten Bereich, "bitte um Rücksichtnahme, bin gerade müde und hab diffuse Ängste".
Wir trauen uns nicht, diese Zeit, diesen Übergang zur schönen gereiften Frau ganz zu leben, auszuleben. Es herrschen immer noch viele Vorurteile bzw. Meinungen darüber, wie frau sich zu verhalten hat.
Dabei ist dieser Wechsel eine wunderbare Zeit, die uns auf die nächste Lebensphase vorbereitet.
Wir müssen weg kommen von diesem Denken und Handeln, ich muss stets funktionieren und einsatzbereit sein für jedermann / jederfrau / jederkind. Perfekt sein und meine Rollen gut bis sehr gut bravissimo erfüllen.
Wie viele Rollen erfüllst du gerade in deinem Leben?
Bitte nimm Stift und Papier und notiere alle, die dir einfallen. Dann streiche alle Rollen durch, die dir nicht gefallen und die dir nicht guttun. Sei konsequent und streiche großzügig durch. Im besten Fall sollten jetzt die Rollen stehen bleiben, die du wirklich von ganzem Herzen erfüllst und die dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Ganz wichtig bei dieser Übung: lass deine innere Kritikerin weg, die mit dem entrüsteten Gesichtsausdruck und den Worten: "Das kannste nicht bringen! Was sagen da die anderen dazu?!"
Jeder Übergang bzw. Neuanfang, egal ob privat oder beruflich ist mit Mut verbunden. Den brauchst du auch hier, wenn du dich mutig auf deine Reise machst. Sich-selbst-verwirklichen, ohne schlechtes Gewissen, darf gelebt werden!
Mach es mit deiner Haltung und deinem Leben deinen Kindern leichter. Zeige auf, was in anderen Kulturen schon längst selbstverständlich gelebt wird. Die weisen Frauen werden gefragt, gehört, gesehen in all ihrer Schönheit und verehrt in ihrer Weisheit. Sie werden bewundert für ihre Kraft und Stärke.
Wenn du dich um dich selbst sorgst, dich wahrnimmst, hat das nichts, absolut nichts mit Egoismus zu tun. Denk an die jungen Menschen, die gerade in der Pubertät sind... wie verhalten sie sich? Genau - sie ziehen sich oft und ganz selbstverständlich zurück. Pubertät ist auch ein Übergang in die nächste Lebensphase, wie die Wechseljahre. Wir dürfen uns gerne an den (gesunden!) Teenagern orientieren, wenn es um "lass mich einfach mal in Ruhe" geht. Ohne Begründung, ohne Worte.
Eine kleine Anekdote aus meiner Praxis. Bitte mit ganz viel Augenzwinkern lesen. Ein Mann erzählte mir folgendes: "Das ist kaum zum Aushalten daheim. Die Große (die 14-jährige Tochter) und meine Frau drehen regelmäßig durch und ich bekomm die Launen der beiden ab. Ich weiß gar nicht wo das Problem liegt. Aber das ist sehr anstrengend!"
Wie sieht es bei dir aus? Sprichst du mit Menschen über dieses Thema? Oder wird eher geschwiegen? Hast du dich schon einmal mit deiner Mutter oder deiner Tochter darüber unterhalten?
Das wäre doch spannend auszuprobieren. Ich gebe meine Sichtweise meiner Tochter weiter. Die wiederum an ihre Tochter und so weiter und so fort. Durch dieses Weitererzählen, Weitertragen über Generationen hinweg, kommt immer mehr Wissen, Würde, Weisheit, Heiliges, Klarheit, Sicherheit, Kraft, Liebe und Freiheit dazu.
Beim nächsten Blähbauch, der sich zeigt, richte deine Gedanken auf deine Mitte. Pflege deine Mitte mit Wärmflasche, Kräutertee und guten Gedanken! Innen, wie außen - pflege dich mit ganzer Liebe für dich.
Bei der nächsten Hitzewallung versuche als erstes zu denken, schwitzen ist immer ein gutes Zeichen vom Körper. Reinigung findet statt. Nimm deine Gedanken dazu. Du kannst dich zum Beispiel fragen: "Was soll / darf verbrannt werden?"
Gehe weiter in deinem Gedankenspiel und frage dich, ob du am Alten kleben bleibst, jammerst und klagst? Oder du den heilsamen, positiven Weg siehst? Magst du das Leben genießen und als Gewinn sehen? Oder ab jetzt ist der Verfall nicht mehr aufzuhalten? Bist du die Lenkerin deines Lebens? Oder lässt du dich steuern?
Bist du dir bewusst, dass du ein ganz wichtiger Teil der Welt bist - es braucht dich in deiner Einzigartigkeit, damit wir alle in Vielseitigkeit leben.
Für alle Menschen, die bis hierher gelesen haben: Sei stolz auf dich und auf dein Leben, das du bisher erlebt hast. Mach dir bewusst, was für eine starke, großartige Schönheit du bist. Gehe aufrecht und freudig deinen Weg.
Sei freundlich zu dir und entdecke weiter deine strahlende innere und äußere Schönheit!
Alles Liebe, Deine Verena